Archiv für Georg S.

Die Umsiedlung Dobergasts

Georg S. erzählt, dass keiner der Dorfbewohner mit der bevorstehenden Umsiedlung Dobergasts einverstanden war. Der Allmacht des SED-Staates hatten die Einwohner allerdings nichts entgegenzusetzen.

 

Keine Chance!

 

Insbesondere die Bauern waren gegen die Umsiedlung. Sie führten ihre Höfe oftmals seit Generationen in der Familie und hatten sich über die Jahrzehnte eine Existenz geschaffen.

 

Die Bauern sind dagegen!

 

Dobergast besaß eine große Kirche, über deren weiteren Verbleib – nach Herrn S. – niemand wirklich Bescheid weiß.

 

Die Kirche und die Orgel

 

Um sich von seinem Heimatdorf Dobergast zu verabschieden, geht Georg S. zusammen mit seinem Sohn Maik noch einmal spazieren und sieht sich die Gegend zum letzten Mal an.

 

Abschied nehmen

 

(Text: cs; Interview: asm, jw)

Georg S. (Dobergast)

  • Geboren 1951 in Dobergast
  • Vater: Steiger, in den 1960er Jahren Bürgermeister von Dobergast
  • Mutter: Hausfrau
  • Ausbildung zum Schlosser
  • 1984 Umsiedlung von Dobergast nach Hohenmölsen-Nord
  • 1969 – 70 Schlosser in der Brikettfabrik Bösau
  • 1970 – 73 Armeedienst
  • 1974 – 84 Dienst bei der Verkehrspolizei in Hohenmölsen
  • 1984 – 89 erneut Schlosser in der Brikettfabrik Bösau
  • 1990er Jahre Tätigkeit als Hausmeister
  • 1979 bis 1986 verheiratet
  • Ein Sohn und eine Tochter

(Text: cs)

Rückblick auf die Umsiedlung Dobergasts

Auch wenn sich der ehemalige Dobergaster Georg S. mittlerweile in Hohenmölsen eingelebt hat, so vermisst er weiterhin das Dorfleben. Gerade die Art und Weise, wie die Umsiedlung über den Willen der damaligen Dorfbewohner hinweg durchgeführt wurde und die – im Vergleich zu den Umsiedlungen nach 1989/90 – niedrigen finanziellen Entschädigungen, verärgern viele ehemalige Dobergaster wie Georg S. immer noch. Auch die verbesserten Wohnverhältnisse in Hohenmölsen-Nord ändern daran nichts.

 

Es ersetzt mein Dorf nicht

 

Selbst seinem Sohn Maik, der die Umsiedlung nur als Kind miterlebte, fehlt das Dorfleben bis heute.

 

Der Sohn will aufs Land

 

Im Vergleich zu den Umsiedlungen von Bösau und Großgrimma nach dem Ende der DDR hätten die Dobergaster lediglich ein “Gardinengeld” erhalten.

 

“Gardinengeld”

 

Auch vor dem Hintergrund des Ausstiegs aus der Braunkohle bewertet Georg S. die Umsiedlung Dobergasts als Fehler.

 

In Anbetracht des Ausstiegs

 

(Text: cs, Interview: asm, jw)

Dobergast vor der Umsiedlung

Der ehemalige Dobergaster Georg S. beschreibt das Dorf in den 1970er und 80er Jahren vor der Umsiedlung. Die meisten Einwohner seien demnach in der Braunkohle tätig gewesen oder hätten in der Landwirtschaft gearbeitet. Dobergast selbst war weitgehend eigenständig und nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

 

Mit dem Postauto nach Hohenmölsen

 

Schon seit den 1950er Jahren kursierten Gerüchte, dass Dobergast dem Tagebau weichen sollte. Je länger sich die tatsächliche Umsiedlung hinauszögerte, desto weniger Aufmerksamkeit schenkten die Dobergaster allerdings den Gerüchten.

 

Gemunkelt wurde schon

 

Georg S. hat zwei Erklärungen für die erst Jahrzehnte später durchgeführte Umsiedlung Dobergasts und den Abbau der Braunkohle auf dem Gebiet des Dorfes.

 

Die Technik fehlte

 

Republikflucht vereitelt Braunkohlenabbau

 

(Text: cs, Interview: asm, jw)

 

Ankunft in Hohenmölsen-Nord

Viele Dobergaster werden Anfang der 1980er Jahre in die neu entstandene Plattenbausiedlung in Hohenmölsen-Nord umgesiedelt. Das neue Wohngebiet bietet im Vergleich zu den alten Häusern und Wohnungen in Dobergast einige Annehmlichkeiten, wie eine bessere Wärmedämmung, Zentralheizung und fließendes Warmwasser. Vielen ehemaligen Dorfbewohnern wie Georg S. fehlt jedoch das Gemeinschaftsgefühl, das es in Dobergast gab. Entsprechend ambivalent stehen sie ihren verbesserten Wohnverhältnissen gegenüber.

 

In der Anfangszeit entwickelt sich Hohenmölsen-Nord noch relativ separiert vom Rest der Stadt Hohenmölsen. Mit der ursprünglichen Bevölkerung Hohenmölsens hat man deshalb zunächst nicht viel zu tun.

 

Man kannte sich nicht

 

Gerade in der Anfangszeit fühlt sich Georg S. sehr unwohl in seiner neuen Wohnung im Plattenbau in Hohenmölsen-Nord.

 

Dreck und Schlamm

 

Erst mit der Zeit lernt er die Annehmlichkeiten zu schätzen, die die Umsiedlung mit sich brachte. Vor allem das lästige Kohlebriketts-Schleppen entfällt.

 

Briketts bis hier oben

 

Und auch die vielen Geschäfte in Hohenmölsen erhöhen langfristig die Lebensqualität. Nur der Zusammenhalt des alten Dorfes fehlt vielen Dobergastern wie Georg S.

 

Nicht mehr aufs Motorrad

 

(Text: cs; Interview: asm, jw)