Archiv für Hans Dieter F.

Hans Dieter F. (Hohenmölsen)

  • Geboren 1944 in Keutschen
  • Vater: Produktionsleiter im Paraffin-Werk Webau
  • Mutter: Hausfrau
  • Verbringt seine Kindheit in Keutschen und Webau
  • 1967 – 73 wohnhaft in Taucha
  • Seit 1973 wohnhaft in Hohenmölsen
  • Ausbildung zum Ingenieur für Automatisierungstechnik
  • Zusatzstudium zum Ingenieurpädagogen
  • Tätigkeit als Abteilungsleiter Berufsausbildung im Paraffin-Werk Webau
  • 1988 – 2011 Bürgermeister von Hohenmölsen
  • Seit 2011 im Ruhestand
  • Seit 1966 verheiratet
  • Ein Sohn und eine Tochter

(Text: cs)

Hohenmölsen zwischen dem Ende der DDR und dem wiedervereinten Deutschland

Hans Dieter F. lebt seit Mitte der 1970er Jahre in Hohenmölsen. 1988 wird er Bürgermeister und gestaltet den Übergang der Bergarbeiterstadt von der DDR ins vereinigte Deutschland mit. Zwar war anlässlich der 900-Jahr-Feier der damaligen Kreisstadt Hohenmölsen bereits zu DDR-Zeiten in die Infrastruktur des Ortes investiert worden, doch bis in die 1990er Jahre hinein kämpft die Stadt aufgrund der ringsum liegenden Braunkohlenindustrie mit starken Umweltbelastungen. Dies ändert sich erst durch die politische Wende ab 1989/90 und durch den Rückgang bzw. die ökologischere Nachrüstung der Braunkohlenwerke. 1994 wird beispielsweise das neue Kohlekraftwerk in Wählitz in Betrieb genommen und die Brikettfabriken in Deuben und Bösau schließen.

 

Umweltbelastungen und kaum was los

 

Wenns nachts geschneit hat, war morgens alles schwarz

(Text: cs, Interview: asm, jw)

Hohenmölsen im Umsiedlungsprozess von Großgrimma

Hans Dieter F. gestaltet den Umsiedlungsprozess von Großgrimma an den Südhang wesentlich mit. Als Bürgermeister von Hohenmölsen ist er vor allem für die Erschließung des neuen Wohngebietes der Bürger aus Großgrimma zuständig. Neben seinem Alltagsgeschäft in der Kommunalverwaltung ist er im projektbegleitenden Ausschuss der Umsiedlung tätig.

 

Die Rolle des projektbegleitenden Ausschusses

Bevor die Erschließung des Südhangs beginnen kann, werden zunächst archäologische Grabungen im zukünftigen Neubaugebiet durchgeführt.

 

Archäologie mit dem Kampfjet

Hans Dieter F. kümmert sich um den Bau der Straßen und andere infrastrukturelle Maßnahmen am Südhang. Die Großgrimmaer werden in die Vergabe der Grundstücke und in die Verhandlungen über die Entschädigungszahlungen eingebunden. Sie werden von Erschließungszahlungen befreit. Die MIBRAG übernimmt beispielsweise die Kosten für den Anschluss an das Fernwärmesystem und das Stromnetz.

 

Zu den Entschädigungszahlungen

Eine besondere Herausforderung stellt die Umsetzung der Friedhöfe nach Hohenmölsen dar.

 

Ein besonders sensibles Thema

Während die Mehrheit der Großgrimmaer Bürger die Entscheidung zur Umsiedlung mitträgt, gibt es auch eine Minderheit, die dagegen ist.

 

Mehrheit und Minderheit

Der projektbegleitende Ausschuss bemüht sich darum, den Bürgern die Ängste vor der Umsiedlung zu nehmen und setzt dabei auf Transparenz und Aufklärung. Im Laufe des Umsiedlungsprozesses beruhigt sich der Protest der Umsiedlungsgegner.

 

Bürgerzeitungen und Ministerbesuche

Als die Entschädigungszahlungen für die Großgrimmaer Bürger im Laufe des Umsiedlungsprozesses bekannt werden, kommt gerade bei den bereits in den 1980er Jahren umgesiedelten Bürgern aus Dobergast oder Queisau, die nun in Hohenmölsen-Nord leben, Ärger auf. Sie fühlen sich im direkten Vergleich mit den Umgesiedelten Großgrimmas schlechter gestellt.

 

Der “Millionenhügel”

Hans Dieter F. spricht als Bürgermeister mit den Einwohnern von Hohenmölsen-Nord und bekommt diese Unzufriedenheit oft zu spüren, die nun – angesichts der besser geplanten und entschädigten Umsiedlung Großgrimmas – ein zweites Mal bei den Umgesiedelten der 1980er Jahre hochkommt. Allerdings legt sich der Ärger nach und nach.

 

Unzufriedenheit in Hohenmölsen-Nord

(Text: cs, Interview: asm, jw)

Fazit und Vergleich der Umsiedlungen von Dobergast und Großgrimma

Rückblickend bewertet Hans Dieter F. die Umsiedlung von Großgrimma als gelungen. Die Bürger wurde angemessen entschädigt, der Prozess war sozial verträglich und die Bürger konnten die Umsiedlung mitgestalten. Die ehemaligen Dorfbewohner sind heute in die Gemeinschaft Hohenmölsen integriert und in einer “neuen Heimat” angekommen.

 

“Das Völkchen ist gut zusammengewachsen”

Im Vergleich dazu verliefen die Umsiedlungen von Dobergast, Queisau oder Steingrimma zu DDR-Zeiten vollkommen anders. Die Entschädigungszahlungen waren nicht nur geringer und wurden auf ein Sperrkonto eingezahlt, auf das die Umgesiedelten nur begrenzten Zugriff hatten und das im Todesfall sogar aufgelöst wurde. Vor allem aber wurde die Umsiedlung von oben herab geplant und durchgeführt. Die betroffenen Menschen hatten im Endeffekt kein Mitspracherecht.

 

Menschenunwürdige Umsiedlungen

 

Von oben herab

(Text: cs, Interview: asm, jw)